
Fast 50 lyrische und epische Gedichte Nik Welters wurden musikalisch verarbeitet. Vor allem die Komponistin Lou Koster hat sich von seinen Versen inspirieren lassen – insgesamt 37 Lieder hat sie daraus kreiert, sowie das monumentale Chorwerk Der Geiger von Echternach. Helen Buchholtz ihrerseits hat 2 Welter-Gedichte vertont. Auch etliche andere namhafte, in- und ausländische Komponisten haben ihn vertont. Am populärsten wurde zweifelsohne das Oktavlied Wie unsre Väter flehten, das Welter ursprünglich auf die Weinberger-Melodie des Muth'schen Ave Maria gedichtet hatte und das gleichzeitig vom Diekircher Wirt Schramm und vom Organist der Kathedrale Jean-Pierre Beicht vertont wurde, wobei aus der Beicht-Version rasch ein Volkslied wurde. In Wien vertonte 1909 Viktor Hollaender Welters Hommage an den Heurigen von 1908. Den Text zu dem holländischen Marsch Wilhelmus, einer Melodie, die es Grossherzogin Maria-Adelheid besonders angetan hatte, begann er im Sommer 1915 bei einem Ferienaufenthalt in Mersch zu schreiben. Er schenkte ihn Grossherzogin Charlotte 1921, kurz nachdem sie vom Luxemburger Volk in einem Referendum plebiszitiert worden war. 1918 fand in Luxemburg unter viel Beifall die Uraufführung der Oper Griselinde statt, die Alfred Kowalsky auf das gleichnamige Drama komponiert hatte.
Die Komponistin Helen Buchholtz entstammt einer Familie von Geschäftsleuten aus Esch/Alzette. Erst im Jahre 2000 wurde sie auf Grund der Schenkung ihres vollständigen musikalischen Nachlasses an das Centre d'Information et de Documentation des Femmes Thers Bodé CID - femmes wiederentdeckt und der Öffentlichkeit vorgestellt. Die rund 250 Notenmanuskripte sind nun dort archiviert.
Mit ihrem Mann, dem deutschen Arzt Bernhard Geiger, verbrachte sie sieben Jahre in der Musikstadt Wiesbaden, von wo aus die Autodidaktin ihre Kompositionen dem pensionierten Dirigenten der luxemburgischen Militärmusik, Gustav Kahnt (gest. 1923) zur Begutachtung schickte. Nach dem unerwarteten Tod ihres Mannes 1921 liess sie sich in Luxemburg nieder, wo sie nacheinander mit den Komponisten und Musiklehrern Jean-Pierre Beicht (1869-1925), Chorleiter und Domorganist in Luxemburg und Fernand Mertens (1872-1957), Dirigent der Militärmusik, zusammenarbeitete. Das Oeuvre von Helen Buchholtz umfasst an die 140 Kompositionen, Lieder, Chöre, Charakterstücke für Klavier und Werke für Symphonie- und Harmonieorchester. Von Nik Welter liegen Vertonungen von zwei Gedichten vor: Blauvögelein und Die Entführung, letzteres erschienen auf der CD Helen Buchholtz/Lou Koster - Mélodies de compositrices luxembourgeoises/Lieder luxemburgischer Komponistinnen, von deren Booklet nebst dem Cid-Info n° 4/2003 diese Informationen stammen.
Lou Koster wurde von ihrem Grossvater Franz Ferdinand Bernhard Hoebich, erster Kapellmeister der Luxemburger Militärmusik, in die Musik eingeführt. Mit 17 Jahren gehörte sie zu den ersten Schülern des hauptstädtischen Musikkonservatorims, das 1906 seine Türen öffnete. Im Laufe ihres langen Lebens sollte sie mehr als 200 Lieder schreiben (davon 37 auf Verse von Nik Welter) nebst Kantaten, Märschen, Singspielen sowie der Musik zu 3 Märchen und zur Operette An der Schwemm, die sie bei Batty Weber in Auftrag gegeben hatte. Als ihr Meisterwerk gilt das weltliche Oratorium Der Geiger von Echternach, die Vertonung der gleichnamigen Ballade von Nik Welter, das am 9. Juli 1972 in der Orchestrierung und unter der Leitung von Pierre Cao in der Echternacher Basilika mit grossem Erfolg uraufgeführt wurde. In der Folge kam das Werk noch zwei Mal zur Aufführung, und zwar am 27. Juni 1974 nochmals in der Basilika in Echternach sowie am 5. Mai 1990 im Musikkonservatorium der Hauptstadt.
Von 1922 bis 1954 betätigte sich die Musikerin als Professorin für Klavier, Violine und Solfeggio am hauptstädtischen Konservatorium, wo seit 1990 eine Büste aus Bronze von der Künstlerin Marie-Josée Kerschen an sie erinnert.
Lou Koster hat u.a. im Rahmen des Ensembles 'Onst Lidd' Sänger und Sängerinnen um sich versammelt, die sich für die Belebung und Verbreitung ihrer vokalen Kompositionen stark machten, allen voran Béby Kohl-Thommes (Sopran), Venant Arend (Tenor), Laurent Koster (Bariton), sowie die Pianistin Jeannette Braun-Giampellegrini, mit denen 1968 eine Single mit Melodien auf 6 Texte von Nik Welter aufgenommen wurde. Später kamen eine Langspielplatte sowie mehrere Kassetten und CDs mit Liedern heraus, letztere u.a. auch mit der Sopranistin Pierrette Oth-Wagener, der Alto Marie-Jeanne Klein, dem Bariton Fernand Koenig und dem Tenor Venant Arend, sowie der Geiger von Echternach (in der Aufnahme der Generalprobe vom 7. Juli 1972).
Seit 2003 ist das Notenarchiv Lou Kosters öffentlich im Centre d'Information et de Documentation des Femmes Thers Bodé CID-femmes zugänglich.
Als junge Frau war Lou Koster auch als Sportlerin bekannt: Sie und ihre jüngere Schwester Lory waren gute Schwimmerinnen. Als unabhängige, selbstbestimmte Frau war die Musikerin in der Frauenbewegung aktiv, als grossherziger Mensch stand sie für die Rechte von Minderheiten ein.
(Informationen und Foto aus der Broschüre Lou Koster, die bei Gelegenheit der Einweihung ihrer Büste am 5. Mai 1990 herauskam, sowie aus dem Booklet der CD Helen Buchholtz/Lou Koster - Mélodies de compositrices luxembourgeoises/Lieder luxemburgischer Komponistinnen und dem Cid-Info n° 4/2003)
Zwei Zeilen
zwei Reime:
Was kann's
besagen?
Doch paaren
sich liebend
Ton und Wort,
sie schwingen
durch die Zeiten
fort
und höher
Glocken und Herzen
schlagen!
Nik Welter für Lou Koster
Onst Lidd, Single mit Melodien von Lou Koster auf 6 Texte von Nik Welter, Luxemburg 1968
CD Der Geiger von Echternach, Production Musek Edy Noël, Luxembourg 1995
CD Lou Koster-Lieder, Production Musek Edy Noël, Luxembourg 1995
CD Commémoration du 100e anniversaire de la naissance de Son Altesse Royale la Grande-Duchesse Charlotte Grand Concert Vocal Patriotique par le 'Letzebuerger Männerkouer 1989'en collaboration avec l'Oeuvre Nationale de Secours Grande-Duchesse Charlotte et le Conservatoire de musique de la Ville de Luxembourg: le concert commence par le Wilhelmus chanté par le choeur sus-mentionné
CD Helen Buchholtz/Lou Koster - Mélodies de compositrices luxembourgeoises/Lieder luxemburgischer Komponistinnen, La Voce di Euterpe 2, Luxembourg 2003
CD In der Abendsonne, Melodien von Lou Koster, Production Venant Arend, Luxemburg 2003